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Eduard Rüppell - Forschung

 


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Wie Eduard Rüppell forschte und zu seinen Erkenntnissen kam

In den 1840er Jahren ließ sich Eduard Rüppell in seiner Reisekleidung fotografieren Eduard Rüppell fuhr als Forschungsreisender in fremde Länder und unbekannte Gebiete. Diese Reisen waren sehr teuer und Rüppell musste sich gut vorbereiten: Er brauchte die passende Ausrüstung und astronomische Geräte, um seinen Standort und seine Wege bestimmen zu können. Er musste über Wetter, Landschaft und Geografie Bescheid wissen und sich sprachlich verständigen können.

Instrumente zur Ortsbestimmung, für Rüppell in London um 1820 angefertigt

Innerhalb von 30 Jahren unternahm er vier große Expeditionen nach Ostafrika, Nubien, Ägypten, Äthiopien beziehungsweise Abessinien und zum Roten Meer. Er hatte viele Abenteuer zu bestehen. Er hatte mit Seeräubern, sich bekriegenden Stämmen, Krankheiten und Hitze, Hunger und Durst zu kämpfen. Aber all das schien ihm wenig auszumachen und hinderte ihn nicht daran, die fremde Umgebung mit großer Neugier zu betrachten und zu untersuchen.

Rüppell beschäftigte sich hauptsächlich mit bisher unerforschten Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Krebsen und, seinen Lieblingen, den Fischen. Er beobachtete ihr Aussehen und ihre Lebensweise. 1842 beschrieb er als erster die Nacktmulle, die in einer Stadt in Äthiopien gefangen worden waren. Er gab ihnen den wissenschaftlichen Namen Heterocephalus glaber (er bedeutet im Deutschen ungefähr Glatter (Kahler) Andersköpfiger).

Rüppell schickte viele naturkundliche Präparate nach Frankfurt, darunter auch einen Krokodil-SchädelRüppell ließ einzelne der beobachteten Tiere töten, haltbar machen und schickte sie per Schiff nach Frankfurt. Sogar ein Nilpferd, eine Giraffe und eine Seekuh, die er von Piraten bekommen hatte, waren dabei. Die Daheimgebliebenen konnten also über eine riesige Anzahl von exotischen Tieren staunen, die sie vorher noch nie gesehen hatten. Das war aber nicht der Hauptgrund, warum Rüppell all diese Tiere nach Frankfurt brachte. Er wollte sie hier genau studieren und mit Hilfe seiner Aufzeichnungen in Ruhe weiter forschen. Er ordnete sie nach bestimmten Eigenschaften und legte große Sammlungen an, die er durch geschicktes Tauschen noch vermehren konnte. Diese Sammlungen, die er der Senckenbergischen Forschungsgesellschaft übergab, waren auch für andere Wissenschaftler von großem Interesse.

Da Eduard Rüppell sehr wissbegierig war, brachte er nicht nur Tiere von seinen Reisen mit, sondern auch archäologische Funde, alte Schriften und Münzen. Mit der Erforschung dieser Gegenstände, vor allem mit den Münzen, beschäftigte er sich, als er schon älter war und aus gesundheitlichen Gründen keine anstrengenden Reisen mehr unternehmen konnte.


Wie Eduard Rüppell forschte und zu seinen Erkenntnissen kam

Die Schiffe im Hamburger Hafen waren auf allen Weltmeeren unterwegs, um 1840In Eduard Rüppells Kindheit war das Reisen noch etwas ganz Besonderes. Aber Eduards Vater war viel unterwegs und nahm oft eines seiner Kinder mit. Mit sieben Jahren fuhr Eduard mit ihm nach Salzburg und Berchtesgaden. Dort besichtigte er die Salzbergwerke und bekam eine kleine Mineraliensammlung geschenkt, die er durch selbst gesammelte Dinge ergänzte. Mit elf reiste er mit dem Vater nach Hamburg und war sehr beeindruckt vom Hafen und den vielen Schiffen. Auf Anweisung seines Vaters schrieb er Briefe an seine daheimgebliebenen Geschwister und berichtete von seinen Erlebnissen. So lernte er das genaue Beobachten und Beschreiben. Er begann damals auch begeistert Reiseberichte zu lesen. Seine Leidenschaft für das Reisen und Sammeln, Aufschreiben und Dokumentieren war geweckt.

Der englische Künstler, Reisende und Diplomat Henry Salt war Rüppells Vorbild, Porträt 1815

Seine erste größere Reise machte Rüppell nach Ägypten. Eigentlich sollte er nur eine Warensendung für ein Handelshaus, bei dem er damals als Geschäftsmann angestellt war, begleiten. Daraus wurde ein zehnmonatiger Aufenthalt. Während dieser Zeit lernte er zwei Forschungsreisende kennen, den Schweizer Johann Ludwig Burkhardt und den Engländer Henry Salt. Dieser begeisterte Rüppell so sehr, dass er seinen kaufmännischen Beruf aufgab und sich für ein Leben als Reisender, Entdecker und Forscher entschied.


Wie Eduard Rüppell seine Erkenntnisse dokumentierte

In einem Notizbuch beschrieb Rüppell von ihm beobachtete nordafrikanische TiereAuf seinen Reisen beschrieb und zeichnete Eduard Rüppell alle Lebewesen, die ihn interessierten. Neben diesen Dokumentationen nahm er aber auch einfach die Originale mit. Er ließ Tiere und Pflanzen haltbar machen und sammelte besondere Steine, Münzen, archäologische Ausgrabungen, Kunstwerke und alte Handschriften. So kamen ganze Schiffsladungen mit den unterschiedlichsten Sammlungen in Frankfurt an. Seine Schätze gab er schnell weiter.

Den haltbar gemachten Kupferschnapper aus dem Roten Meer schenkte Rüppell dem Senckenberg Museum

Er schenkte sie verschiedenen Museen und der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft beziehungsweise dem Senckenbergischen Museum, das 1821 gegründet worden war. Denn Rüppell wünschte, dass sie für viele Menschen öffentlich zugänglich sein sollten. Er selbst konnte natürlich jederzeit die von ihm zusammengetragenen Sammlungen besuchen und studieren. Er wohnte ganz in ihrer Nähe, gegenüber dem Senckenbergischen Museum am Eschenheimer Turm.

Über seine biologischen Forschungsergebnisse und Erkenntnisse schrieb er mehrere Bücher. Aber auch in ganz anderen wissenschaftlichen Bereichen war Rüppell aktiv, 1855 schrieb er ein Buch über Münzkunde.


Wie die Erkenntnisse von Eduard Rüppell weiterentwickelt wurden und welche Bedeutung seine Forschung heute hat

Griechische Vase, heute im Archäologischen Museum FrankfurtDa Eduard Rüppell seine Sammlungen an Museen gegeben hat, sind sie bis heute erhalten. Sie können von Besucher*innen angeschaut werden und von Wissenschaftler*innen zu Forschungszwecken genutzt werden. Seine Sammlungen von etwa 4.000 Säugetieren, Fischen und Vögeln wurden zur Basis des Senckenberg Museums. Weitere Sammlungen gab er in der Stadtbibliothek. Später erhielt davon das Historische Museum seine Münzsammlung, insgesamt 10.000 Münzen hatte Rüppell in Ägypten gekauft. Das Liebieghaus bekam altägyptische Figuren und Objekte.

Wie Eduard Rüppell eigentlich genau zu all diesen Gegenständen gekommen ist, hat lange Zeit niemanden interessiert. Erst seit einigen Jahren werden Fragen zur Herkunft von Objekten gestellt, die Rüppell und viele andere von Afrika nach Europa gebracht haben: Wurden sie einfach mitgenommen, also eigentlich geraubt, wurde vielleicht viel zu wenig Geld für sie bezahlt, waren die Besitzer überhaupt mit einem Handel einverstanden, müssten viele Dinge nicht wieder zurückgegeben werden und so weiter? Doch die genaue Auseinandersetzung mit diesen Themen ist schwierig. Denn Viele denken immer noch, ähnlich wie vor 150 Jahren, dass vor allem Kunstgegenstände aus anderen Kulturen doch besonders gut in Europa aufgehoben und geschützt seien und hier besonders gut beforscht werden könnten.


NacktmullNacktmull-Familie im Zoo

Doch Eduard Rüppell war nicht nur Sammler sondern vor allem Wissenschaftler. Sicherlich gelten viele seiner grundlegenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse bis heute. Besonders interessant für die moderne medizinische Forschung sind die von ihm untersuchten Nacktmulle. Sie sind fünf bis fünfzehn Zentimeter lang, wiegen ungefähr 30 bis 50 Gramm und haben wenige sehr feine Haare, deshalb erscheinen sie als nackt, daher ihr Name. Nacktmulle haben ungewöhnliche Eigenschaften. Sie werden 20 bis 30 Jahre, das ist für Nagetiere sehr alt. Sie empfinden kaum Schmerz und bekommen keinen Krebs. Außerdem können sie bis zu 18 Minuten ohne Sauerstoff leben. Im Frankfurter Zoo (Grzimekhaus) kann man lebendige Nacktmulle in ihrem Höhlensystem beobachten.

Nacktmulle im medizinischen Forschungslabor

Die Mediziner*innen erforschen, welche Stoffe im Körper der Tiere für diese Eigenschaften verantwortlich sind und ob die Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können: zum Beispiel bei der Behandlung von Schmerzen beziehungsweise zur Vorbeugung oder Heilung von Krebserkrankungen. Wenn ein Mensch einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bekommt, sterben die Zellen im Umkreis des verschlossenen Blutgefäßes sofort ab, weil sie keinen Sauerstoff mehr bekommen. Die Forscher*innen suchen nach Möglichkeiten, diesen Zelltod und die damit verbundenen Krankheiten zu verhindern. Weil die Nacktmulle so lange keinen Sauerstoff brauchen, kann man vielleicht auch hier von ihnen lernen. Auf jeden Fall leben mittlerweile viele von ihnen in den Hightech-Laboren auf der ganzen Welt.


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