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Paul Ehrlich (1854-1915)

Videoclip Ehrlich


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Was das Besondere an der Forschung von Paul Ehrlich war

Paul Ehrlich (UB der HU zu Berlin, Porträtsammlung: Paul Ehrlich (Fotograf: A. Hoffschild)), um 1900Der Medizinforscher Paul Ehrlich entdeckte als einer der ersten, dass wichtige Lebensfunktionen nach chemischen Gesetzmäßigkeiten ablaufen. In den knapp 40 Jahren seiner Tätigkeit als Arzt und Forscher war Paul Ehrlich verantwortlich für bahnbrechende Entdeckungen: für die Erforschung von menschlichem Gewebe und für die Entwicklung von Mitteln zur Impfung oder Heilung von Krankheiten. Zu vielen Erkenntnissen kam er durch das Einfärben von Körperzellen oder Blut und deren Untersuchung mit dem Mikroskop. Als erster fand er durch die Färbung von weißen Blutkörperchen heraus, dass es unterschiedliche Arten von ihnen gibt. Dies half, Blutkrankheiten besser zu erkennen und zu behandeln. Ehrlich erforschte auch das Aufeinandertreffen von schädlichen Giften und körpereigenen Gegengiften, was ihm die Entwicklung verschiedener Heilmittel ermöglichte; das vielleicht wichtigste war Salvarsan, ein Medikament gegen die Infektionskrankheit Syphilis. Dieses Medikament enthielt das Gift Arsen. Seine Besonderheit war, dass es mit seiner schädlichen Wirkung nur den krankmachenden Erreger im menschlichen Körper angriff. Die gezielte Vernichtung von Krankheitserregern durch chemische Mittel wird bis heute in der Medizin verwendet. Sie heißt Chemotherapie und Paul Ehrlich gilt als ihr Begründer.

Wie das Leben von Paul Ehrlich verlief

Auf der linken Seite gegenüber der Kirche befindet sich Paul Ehrlichs Gymnasium, gemalt von Albert Wölf 1867

Paul Ehrlich wurde am 14. März 1854 in der schlesischen (heute polnischen) Kleinstadt Strehlen als Kind jüdischer Eltern geboren. Sein Vater, Ismar Ehrlich, war Likörhersteller, königlicher Lotterieeinnehmer und Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Strehlen. Paul wuchs in behüteten Verhältnissen ohne finanzielle Sorgen auf. Doch wegen seiner jüdischen Abstammung sollte er im Laufe seines Lebens immer wieder die ablehnende Haltung von Teilen der Bevölkerung gegenüber Juden zu spüren bekommen.

1864, mit zehn Jahren, ging er auf das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau, etwa 40 Kilometer von Strehlen entfernt. Nur in den Ferien konnte er seine Familie und Verwandten besuchen. 1872 machte er seinen Abschluss und begann im selben Jahr, Medizin zu studieren. Nach Aufenthalten in Breslau, Straßburg und Freiburg schloss er schließlich 1877 in Leipzig sein Studium ab. Ein Jahr später beendete er dort seine Doktorarbeit. Der Inhalt dieser Arbeit beschäftigte sich hauptsächlich mit den Färbungen von Tiergewebe, die er während seines Studiums gemacht hatte.

Sein ganzes Leben, wie hier um 1910, forschte Paul Ehrlich im Labor (Paul-Ehrlich-Institut)

1878 begann Paul Ehrlich als Assistenzarzt im Berliner Krankenhaus Charité zu arbeiten. Neben der täglichen Betreuung von Patient*innen führte er auch in Berlin seine Farbexperimente durch. Man kann sogar sagen, dass er „lieber im Labor als am Krankenbett“ stand. Ab 1883 begann die Zusammenarbeit mit Robert Koch, einem bekannten Mediziner und Biologen, der sich mit Krankheitserregern und ihrer Bekämpfung beschäftigte. 

Paul Ehrlich und seine Frau Hedwig Pinkus bei einem Ausflug, um 1883 (Paul-Ehrlich-Institut)

Im Februar 1883 lernte Paul Ehrlich in Berlin im Alter von 29 Jahren seine zukünftige Ehefrau Hedwig Pinkus kennen, die Tochter eines jüdischen Textilfabrikbesitzers. Er war sehr verliebt, und befürchtete, dass „das Mikroskop verrostet und die lieben Farben verschimmeln…“ Bereits ein Monat später fand die Hochzeit statt und ein Jahr darauf kam auch das erste Kind zur Welt. Zwei weitere Jahre später wurden die Ehrlichs zum zweiten Mal Eltern, als sie eine zweite Tochter bekamen. 

 

Ende des Jahres 1888 musste Paul Ehrlich seine Anstellung als Assistenzarzt an der Charité aufgeben. Er hatte sich im Labor angesteckt und Lungentuberkulose bekommen. Nach einer Erholungskur in Ägypten kehrte Ehrlich 1889 zurück. Da er keine Stelle bekam, richtete er sich ein eigenes Labor ein. In den nächsten Jahren beschäftigte er sich mit Gegengiften für Krankheitserreger, auch Antikörper oder Heilseren genannt. Zusammen mit dem Forscher Emil von Behring gelang es ihm, ein Heilserum gegen die gefährliche Halserkrankung Diphtherie zu entwickeln. Etwa zur selben Zeit stellte er seine sogenannte Seitenkettentheorie vor, welche die Entstehung von „heilenden“ Antikörpern erklärte.

1896 wurde in Berlin das Institut für die Überprüfung von Heilseren gegründet, Paul Ehrlich wurde sein Direktor. 1899 wurde das Institut nach Frankfurt verlegt, vergrößert und in einem modernen Forschungsgebäude untergebracht. Hier hatte Ehrlich bessere Arbeitsmöglichkeiten. 1908 erhielt er den Medizin-Nobelpreis für seine Seitenkettentheorie.

Mit dieser Urkunde erhielt Paul Ehrlich 1908 den Nobelpreis                                                                                    Seitenkettentheorie: genau passende Giftmoleküle eines Krankheitserregers docken auf der Oberfläche einer Zelle an (Paul-Ehrlich-Institut)

 

 

 

Savarsan in luftdichtem Glas

Zwei Jahre später gelang ihm mit dem Medikament Salvarsan ein echter Meilenstein der Medizin. Die „Zauberkugel“ griff nur die Krankheitserreger der Syphilis-Infektion im Körper an. 

Allerdings empörten sich viele Menschen über den hohen Preis und die gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen Salvarsans. Savarsan musste in luftdichten Gläsern verkauft werden, in Verbindung mit Sauerstoff wurde es sofort sehr giftig. Paul Ehrlich und seinen Mitarbeitern wurde vorgeworfen, sich durch unfaire Preise zu bereichern. 1914 kam es sogar zu einem Strafprozess.

Durch diesen Gerichtsstreit und seine hohe Arbeitslast verschlechterte sich Paul Ehrlichs Gesundheit. Während einer Kur in Bad Homburg starb er am 20. August 1915 nach einem Herzinfarkt im Alter von 61 Jahren.


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